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Richard Alfieri
SECHS TANZSTUNDEN IN SECHS WOCHEN

Premiere: 25. April 2009 TASCH 2

Fotos link

Besetzung:
Regie und Bühnenbild -
Kostümbild -
Choreographie -
Dramaturgie -

Inspizienz -
Regieassistenz -
Soufflage -
Peter Radestock
Eva-Constanze Nau
Tanzschule Henseling
Janina Wolf

Janina Wolf
Janina Wolf
Kerstin Reinsberg
SECHS TANZSTUNDEN IN SECHS WOCHEN

Darsteller:
Lily - Christine Reinhardt | Michael - David Gerlach


Stück:

Lily Harrison, eine wohlhabende, ältere Dame, und Michael Minetti, ein ehemaliger Revuetänzer, treffen per Zufall aufeinander. Lily, die mit ihrem Leben im Ruhestand nicht zufrieden ist, engagiert über eine Agentur einen Tanzlehrer, der ihr in ihrer Wohnung Tanzunterricht erteilt. Bei Swing, Tango, Walzer, Foxtrott, Cha cha cha und modernen Tänzen frischt Michael nicht nur ihre Kenntnisse im Tanzen auf, sondern lehrt sie auch, seine Sicht der Welt zu verstehen. In den sechs Tanzstunden kämpft das ungleiche Paar weniger mit der richtigen Abfolge der Schrittkombinationen als vielmehr mit gegenseitigen Vorurteilen und Enttäuschungen...


Pressestimmen:

Giessener Anzeiger TIFF / Kultur 27.04.2009

Süßes Duett rund ums Parkett

Radestock inszeniert am Landestheater Alfieris "Sechs Tanzstunden in sechs Wochen"

Rüdiger Oberschür MARBURG. Lily, Frau eines Predigers, recht standfest für ihr gesetztes Alter, trifft auf einen ebenso mimosen- wie lebhaften und bisweilen äußerst ordinären Italiener namens Michael, den sie eines Tages als Tanzlehrer über die Agentur "Sechs Tanzstunden in sechs Wochen" in ihr Haus bestellt. Schon die Ausgangssituation in Richard Alfieris gleichnamigem Stück ist so ungewöhnlich, dass daraus zwangsläufig amüsantes wie lebensnahes Theater entstehen muss.

Eigentlich dreht sich zunächst alles um Swing, Tango, Walzer und Foxtrott, doch Michael wie Lily können die gegenseitigen Sticheleien nicht lassen. Vor allem Michael nicht. So knallt es zwischen Seniorin und Tanzlehrer schnell. Um nicht gefeuert zu werden, erfindet der Tanzlehrer rasch eine kranke Ehefrau und appelliert an Lilys Mitleid. Doch das ist erst der Anfang in Alfieris leichtfüßiger wie rasanter Konversationskomödie. Seine Homosexualität behält Michael auch erstmal besser für sich. Dafür rückt Lily mit ihrem Witwendasein auch erst sehr spät raus.

2001 im kalifornischen Geffen Playhouse uraufgeführt und 2003 am Berliner Renaissance-Theater von Ulrike Jackwerth erstmals in Deutschland inszeniert, führt der Dramatiker und Drehbuchautor Alfieri dem Zuschauer wahrlich eines der charmantesten Tanzpaare seit Ginger Rogers und Fred Astaire vor. Ehemalige Revuetänzer vom Broadway trifft im Rentnerparadies Florida auf Baptistin in zweiter Lebenshälfte, so könnte der Untertitel lauten.

So treffen ganz unterschwellig Toleranz und Konservatismus, altbackenes und weltoffenes Amerika geradezu dialektisch aufeinander.

Peter Radestock hat das süße Duett rund ums Parkett für das Marburger Landestheater mit einem herrlich swingenden Paar auf die Bühne des Theater am Schwanhof (Tasch2) geholt. Christine Reinhardt (Lily) und David Gerlach (Michael) sieht man gerne dabei zu, wie sie sich gegenseitig die faulen Lügen und psychischen Macken aus der Nase ziehen. Dabei gehen Lily und Michael auch bei Radestock, bei krassestem Altersunterschied versteht sich, eine skurrile wie herzerwärmende Freundschaft ein.

Radestock lässt seinem Bühnenpaar genügend Raum für die knackigen Dialogen des 1952 geboren amerikanischen Dramatikers. Schön sind vor allem die pointierten Aussagen Michaels, wenn er Charakteristika der Populärtänze des 20. Jahrhunderts griffig tzusammenfasst. "Die Wurzel alle Tänze ist die Sexualität", schiebt er Lily in gebrochener Frivolität einmal unter und fährt fort: "Alles hängt jedoch von der Ausführung ab". Es dauert jedenfalls nicht lange, da tanzen die beiden nicht mehr nur in der Wohnung.

Aufmerksam auf das Stück sind auch bereits andere deutsche Bühnen geworden. So hatte es jüngst auch am Bonner Central-Theater und dem Kammertheater Karlsruhe Premiere. Eine Verfilmung ist ebenfalls bereits in Planung.




Marburger Neue Zeitung vom 28.4.2009

Beim Tango kommt man sich näher

Rasante Komödie feiert im Hessischen Landestheater Marburg Premiere

Marburg (sol.) „Sechs Tanzstunden in sechs Wochen“ heißt die neue Komödie am Hessischen Landestheater Marburg. Vor restlos ausverkauftem Haus feierte das Stück von Richard Alfieri seine erfolgreiche Premiere im Theater am Schwanhof.

Florida. Der Ausblick aus der Wohnung zeigt einen luxuriösen Hafen, im Wohnzimmer stehen elegante Möbel. In diesem Ambiente lebt die Pensionärin Lily (Christine Reinhardt). Über eine Agentur hat sie Tanzstunden in ihrer Wohnung gebucht und trifft so auf Tanzlehrer Michael (David Gerlach). Ein ungleiches Paar, das sich sofort bissige Wortgefechte liefert: „Nun schreien Sie nicht so, das gilt auch für ihr Hemd“, ätzt Lily. Schnell wird klar: Tanzunterricht braucht Lily eigentlich keinen. Eher einen Tanzpartner und einen Menschen, mit dem sie reden kann. Und auch Michael entpuppt sich als ein Mann, der ein ziemlich einsames Leben führt.

„Sechs Tanzstunden in sechs Wochen“ ist eine Komödie mit Tiefgang. Denn was als spritzig-freches Kammerstück beginnt, entwickelt sich nach und nach zu einer Geschichte über Nähe, Alleinsein und Für-Einander-Da-Sein. Lily und Michael haben sich in ihrem Leben Fassaden aufgebaut, die nach und nach in sich zusammen fallen. Immer mehr öffnen sich die beiden und setzen sich mit ihren Vorurteilen und Enttäuschungen auseinander. Am Ende haben sie jeweils einen Freund gefunden.

Alfieris Stück hat nicht nur tänzerischen Schwung. Auch der verbale Schlagabtausch der beiden Chraktere, der auch in der deutschen Übersetzung von Johan Grumbrecht seinen Reiz nicht verliert, macht einfach Spaß – Lily: „Nach einer Weile macht einen jeder Ehemann mürbe.“ Michael: „Haben Sie die schrille Tunte gesehen – mich eingeschlossen?“ Lilly: „Sie sind der einzige schwule Mann, den ich kenne.“ Michael: „Glauben Sie.“ In relativ kurzen Szenen erzählt Autor Alfieri die Geschichte von Lily und Michael und wie sie sich bei Swing, Tango, Wiener Walzer, Cha Cha Cha und Foxtrott näher kennen lernen.

Als Überblendung zwischen den Szenen lässt Regisseur Peter Radestock ein Tanzpaar als Schattenspiel auf der Leinwand hinter der Bühen tanzen, eine sehr schöne Idee.

Auch die Kostüme, die Eva Constanzen Nau zusammengestellt hat, passen stimmig zu den Charakteren und zu jedem Tanz tragen die beiden Darsteller das passende Outfit.

„Sechs Tanzstunden in sechs Wochen“ ist eine sehr unterhaltsame Komödie mit zwei großartigen Darstellern und nebenbei kann der Zuschauer auch einige Tanzschritte lernen. Reinhardt und Gerlach ist der Spaß an ihren Rollen sichtbar anzusehen, sie schlüpfen mit Elan in die Figuren.

Das liebevoll gestaltete Programmheft bietet außerdem detaillierte Hintergrundinformationen zum Thema Gesellschaftstanz und zu den Tänzen im Einzelnen. So wird beispielsweise jeder einzelne Tango-Schritt in Text und Bild erklärt.

Das Premierenpublikum hatte viel Spaß. Und feierte das Darsteller-Duo mit lang anhaltendem Applaus. Im Anschluss an die Premiere lud der Marburger Tanzschulleiter Jörg Henseling, der die Choreografien mit den Darstellern einstudiert hat, das Publikum zum Tanzen ein, das nun selber auf der Bühne das Tanzbein schwingen konnte.




Marburg News

Humoristische Haltung

Unterhaltsamens Tanztheater feierte Premiere

26.04.2009 - atn

Mit "Sechs Tanzstunden in sechs Wochen" brachte das Hessische Landestheater Marburg am Samstag (25. April) eine amerikanische Komödie von großem Unterhaltungswert auf die Bühne des Theaters am Schwanhof. In Richard Alfieris Stück liefen Christine Reinhardt und David Gerlach tänzerisch und komödiantisch zeitweilig zur Höchstform auf.

"Sechs Tanzstunden in sechs Wochen" hatte seine Erstaufführung 2001 in Los Angeles. In Deutschland war es zuerst 2003 in Berlin zu sehen. Die Marburger Inszenierung der Komödie leitete Peter Radestock. Unter anderem unterstützte ihn dabei die noch junge Dramaturgin Janina Wolf. Bei der Vorbereitung der tänzerischen Elemente kooperierte das Theater mit der Tanzschule Henseling.

"Sechs Tanzstunden in sechs Wochen" ist der Name einer Tanz-Agentur. Lily Harrison ist eine alleinstehende Dame aus gehobenem Milieu. Sie nimmt mit dieser Agentur Kontakt auf, um sich einen Tanzlehrer ins Haus zu bestellen.

Schon vom ersten Moment an ist klar, dass Michael Minetti den ersten Erwartungen Lilys nicht entspricht. Ihre Geduld und ihre Fassung werden von Michael vom ersten Augenblick an sehr strapaziert.

Michael ist aus New York nach Florida gezogen. Im Gegensatz zu Lily aber nicht wegen des guten Klimas. Mit der oberen Mittelschicht kann er nicht viel anfangen. Lily, die Gattin eines Baptistenpredigers, findet er anfangs in jeder Hinsicht verknöchert. So treffen in der ersten Begegnung der beiden nicht nur Klischees, sondern auch Weltsichten aufeinander. Mangelnde Kommunikationsfähigkeit und ein dickes Schild aus alten Verletzungen, das beide umgibt, machen erste Öffnungen und das gegenseitige Kennenlernen schwer.

Reinhardt und Gerlach kommen neben dem Spielen mindestens genauso oft zum Tanzen. Reinhardt füllt ihre Rolle mit viel Schwung und Lebenslust und vollkommen überzeugend aus. Gerlach legt den strengen Perfektionisten zwar nicht ganz ab, beweist in seiner Rolle des homosexuellen Tanzlehrers aber seine Vielseitigkeit. Das Publikum bringt er beinahe am laufenden Band und oft auch aus dem Nichts heraus zum Lachen.

Im Laufe des zweistündigen Stücks kommen die Lebensgeschichte und das Gefühlsleben Lilys und Michaels an die Oberfläche. Das geschieht durch das Belebende der Musik oder die gegenseitige Nähe beim Tanzen.

Wie im Boulevard-Theater üblich, passiert das in nicht allzu dramatischen Handlungen, sondern in eher alltäglichen Szenen.

Die Zuschauer werden in "Sechs Tanzstunden in sechs Wochen" nicht mit einem verquickten Erzählstrang oder einem hohen literarischen Anspruch überfordert. Zuallererst werden sie unterhalten. Das schien im - bis auf den letzten Platz besetzten - Theatersaal am Premiere-Abend auch gut angekommen zu sein.

Alfieris Stück hat nicht viel intellektuellen Tiefgang. Es ist eher Theater zum Entspannen, zum Kopf-Abschalten. Und es macht Lust, das Tanzbein zu schwingen. Dazu wird den Theatergästen nach jeder Vorstellung auch die Möglichkeit gegeben.

Anika Trebbin - 26.04.2009




Giessener Allgemeine

Bei jedem Schritt prallen zwei Welten aufeinander

»Sechs Tanzstunden in sechs Wochen« hatte in der Regie von Peter Radestock am Landestheater Marburg Premiere

Der Gesellschaftstanz gilt in der neueren Zeit schon lange als Symbol geselliger Unterhaltung, zudem können die Menschen ein ganz besonderes Körpergefühl entwickeln und Emotionen herauslassen. In Richard Alfieris Komödie »Sechs Tanzstunden in sechs Wochen« schafft die Kraft des Tanzes noch viel mehr – sie bringt zwei völlig unterschiedliche und vom Leben enttäuschte Menschen zusammen.Am Samstagabend feierte das Stück in der Regie von Peter Radestock am Hessischen Landestheater Marburg seine gelungene Premiere.»Sechs Tanzstunden in sechs Wochen« wurde 2001 in Los Angeles uraufgeführt und war seit seiner Erstaufführung im Renaissance-Theater Berlin 2003 bereits in mehreren deutschen Theatern zu sehen.

Die 72-jährige ehemalige Lehrerin Lily Harrison (Christine Reinhardt) engagiert einen Tanzlehrer, der ihr in ihrem Appartement in Florida Unterricht erteilen soll. Somit tritt der über 20 Jahre jüngere, ehemalige Revuetänzer Michael Minetti (David Gerlach) in ihr Leben. Lily, die vornehme Witwe eines baptistischen Predigers, trifft auf einen flapsigen, homosexuellen Tanzlehrer und dem Zuschauer wird schnell klar: Hier prallen zwei Welten aufeinander.So liefern sich die beiden grandiosen Hauptdarsteller einen Schlagabtausch mit spitzen und amüsanten Sprüchen. Nach anfänglichen Beleidigungen und kleinen Lügen – Michael erfindet eine kranke Ehefrau, um den Job zu behalten; Lily behauptet zunächst,ihr Mann würde noch leben – nähert sich das ungleiche Paar jedoch immer mehr an. Bei ihren Tanzstunden geht es bald längst nicht mehr nur um die richtige Schrittfolge, sondern die beiden vertrauen sich nach und nach ihre Lebensgeschichten an. Dabei werden gegenseitige Vorurteile freigesetzt und ausgeräumt sowie tragische Ereignisse, Enttäuschungen und Verbitterung aufgedeckt.

Vor allem beim Tanzen können die beiden ihre Streitereien hinter sich lassen und ihre Einsamkeit vergessen.Wenn Lily mit strahlendem Gesicht Swing, Foxtrott, Tango und Walzer tanzt, scheint sie zu vergessen, dass sie offiziell zur »Alten-Schachtel-Fraktion« gehört. Das ZweiPersonen-Stück lebt durch das Zusammenspiel seiner gegensätzlichen Hauptdarsteller. David Gerlach spielt den schwulen Revuetänzer herrlich kokett,seine übertrieben konzentrierten Gesichtsausdrücke während des Tanzes sorgten für einige Lacher im Publikum.Christine Reinhardt vermag die Wandlung von der pikiert dreinschauenden alten Dame zur lebenslustigen Frau bestens zu vermitteln.

Das Bühnenbild ist schlicht gehalten und bedarf keiner Änderung,da das Stück ausschließlich in Lilys Wohnzimmer spielt: eine Sofaecke, ein Esstisch und ein Sekretär; der Blick auf die Stadt und das Meer werden auf eine Leinwand geworfen. Bei jeder Tanzstunde tragen die Schauspieler passende Kostüme und während sie sich blitzschnell umziehen,erscheinen Schatten von einem tanzenden Paar auf der Leinwand. Die spritzigen Dialoge und temperamentvollen Tanzszenen rissen auch das Publikum im bis auf den letzten Platz besetzten Theater am Schwanhof mit. Die Leistungen der Darsteller wurden mit lautem Beifall belohnt.

Ariane Brill




Oberhessische Presse

Am Samstag feierte das Hessische Landestheater Marburg mit der Boulevard-Komödie „Sechs Tanzstunden in sechs _Wochen“ im Theater am Schwanhof eine glänzende Premiere.

von Christine Krauskopf

Marburg. Warum eigentlich nur sechs Stunden? Gerne hätte man auch den Titel „Zwölf Tanzstunden in zwölf Wochen“ mit allen Konsequenzen akzeptiert, um noch mehr Freude an dem Traumpaar Christine Reinhardt/David Gerlach haben zu können. Sie, Lily Harrison, eine ältere gepflegte Dame. Er, Michael Minetti, ein ehemaliger Revuetänzer mit reichlich Pomade im Haar. Er lacht laut und reißt derbe Witze, sie gibt sich schockiert. Sie hat ihn für 50 Dollar die Stunde engagiert, angeblich, damit er ihr Tango, Walzer und Foxtrott im eigenen Wohnzimmer beibringt. Doch die Schrittfolgen kann sie aus dem Effeff. Es geht hier und ihr um Nähe, menschliche Nähe. Und die ist beim Tanzen ja bekanntlich gegeben. Wo sonst wird die Berührung zwischen den Geschlechtern gesellschaftlich ohne Murren akzeptiert? Die gesamte Boulevard-Komödie kann so als eine Art Prototyp des Standardtanzes verstanden werden: Traute Körperlichkeit und gar nicht ernst gemeintes Wegstoßen, gemeinsame und einsame Drehungen und Wendungen. In der Komödie gibt sich mal der eine, mal die andere beleidigt, um die harten Worte des anderen sogleich großmütig wieder zu verzeihen. Sie flunkern beide, dass sich die Balken biegen: Ihr Mann ist mitnichten gerade beim Spaziergang, sondern seit fünf Jahren unter der Erde - was ihrer Beziehung zu dem Baptisten-Prediger ausgesprochen gut tut. Sagt sie. Und er ist nicht mit einer kranken Tierärztin verheiratet, die in der „Anthroposophische Tierklinik für Katzen und Hunde, Schlangen und Vögel“ arbeitet, sondern stockschwul und, was die Liebe angeht, ziemlich verbittert. Er homosexuell, sie 72? Es knis_tert vor Erotik, wenn die beiden den Tango tanzen. Das Paar findet schnell den beschwingten Gleichklang beim Walzer und sprüht beim Swing vor Lebensfreude. Was ist Show? Was Höflichkeit, was Verpflichtung, was wieder nur ein Scherz, was echte Zuneigung und was ehrliche Freundschaft? Um das herauszufinden, haben die beiden etliche Wortgefechte zu bestreiten. Die stecken mal voll Wortwitz, sind mal albern und mal flach oder gar bitterbitterböse. „Man muss wissen, wann man die Schrittfolge wechseln muss“, sagt Michael klug. Schnell nimmt Lily seinen Jagon an, spricht vom „Fick-mich-Kleid“, lässt sich „GI-Flittchen“, „verführerische Schlampe“ und „verknöcherte alte Schachtel“ nennen. Und auch bei ihm blättert die Fassade, die er sich zugelegt hat, nachdem seine große Liebe ihn verstieß. Er hat ein liebes, gutes Herz, so lieb und gut, dass es die alte Lady nur schwer fassen kann. Christine Reinhardt als Lily Harrison und David Gerlach als Michael Minetti erweisen sich als geradezu perfekte Besetzung mit großem komödiantischen Talent. Ob mit dick gespielter Theatralik (so recht aus dem Beziehungsalltag gegriffen), mit überbordender Lebensfreude beim Freestyle-Tanz bis zu hauchzarten, ironischen Andeutungen, für die ein herausfordernder Blick oder eine hochgezogene Augenbraue reichen: Es gelingt den beiden, _bestens zu unterhalten und gleichzeitig dem Publikum ein paar allzu wahre Wahrheiten unterzujubeln. Schön die Idee, eben dieses Publikum zur anschließenden Tanzstunde mit Jörg Henseling auf die Bühne zu bitten. Mit einer gemeinsamen Übungsstunde sollen auch die kommenden Vorstellungen ausklingen.

Die Komödie schrieb der Richard Alfieri, sie wurde 2001 in Los Angeles uraufgeführt. In Marburg führte Peter Radestock Regie, der auch für das Bühnenbild verantwortlich zeichnet. Ein Kompliment verdient Eva-Constanze Nau für ihre Kostüme, die - zum jeweiligen Tanz passend - das Tüpfelchen auf dem i der Inszenierung bilden. Die nächsten Vorstellung von „Sechs Tanzstunden in sechs Wochen“ beginnen am kommenden Samstag, 2. Mai, und danach am Donnerstag, 21. Mai, jeweils um 20 Uhr im Theater am Schwanhof. Karten gibt es im Vorverkauf an der Theaterkasse in der Stadthalle, Telefon 0_64_21 / 2_56_08. Reservierungen sind im Internet über die Seite www.hlth.de möglich.

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